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Weniger ist manchmal mehr

 

Immer wieder rufen mich verzweifelte Welpenbesitzer mit überdrehten Hundchen an, die überall rein beissen.
Viele Welpenbesitzer unterschätzen die Umwelteinflüsse, die auf so einen kleinen Hund einprasseln und unbewusst überfordern sie ihn. Oft ist die Aussage, in den ganzen Hundebüchern steht geschrieben, man soll den Welpen möglichst viel in der sensiblen Phase an Eindrücken mitgeben. Da werden schon beim Züchter zig tausend Sachen zu Verfügung gestellt, um die Welpen möglichst gut zu sozialisieren.

Doch braucht man das wirklich? Waren unsere Hunde früher so schlecht sozialisiert? Vor Welpenspielgruppe und CO? Ich finde das Gegenteil ist eher der Fall.

Der Ganze Hype der heutzutage um den Hund veranstaltet wird, ist stressig.

Vor allem für den Hund.

Jeden Schritt wird er beobachtet, jedes Verhalten wird analysiert und interpretiert, ja nicht mal in Ruhe kacken kann er, ohne dass der Mensch schon wartend mit der Tüte daneben steht.
Hundehaltung ist kompliziert geworden, für Hund und Halter.
Noch nie stellte die Gesellschaft so hohe Ansprüche an das Verhalten des Hundes wie heute.

Das Ergebnis sind verunsicherte Besitzer, die ständig unter Druck stehen, denn sie wollen ja alles richtig machen.

Doch im Dschungel der Meinungen und Angebote ist es nicht einfach, seinen Weg zu finden. Und oft stellt sich heraus, was gut gemeint war, ist dann doch nicht immer gut gemacht.
Ich wunder mich nicht, dass aus niedlichen Welpen hibbelige, nervöse Hunde werden, die noch dazu nie normales Sozialverhalten gelernt haben.

Eine Kundin erzählte mir neulich, dass der Welpe einer Bekannten den ganzen Tag Programm hat. Morgens bis mittags ins Büro, danach geht es in Stall. Dort „spielen“ mit den anwesenden Hunden, Abends geht es ins Restaurant essen , danach wieder Pippi auf die Hundewiese. Abends ist der Hund dann so „drüber“, dass er nur noch um sich schnappt und man versteht gar nicht, warum der so „aggressiv“ plötzlich ist.

Nun ist man frustriert und verzweifelt, denn so richtig Spaß macht die Welpenzeit mit so einem überdrehten Hulk dann wohl doch nicht. Also holt man sich Rat bei Facebook, was man den machen kann, wenn der kleine Welpe in die Hände tackert.

Von im Genick packen, mit Wasser besprühen, aufstehen und gehen oder ignorieren ist alles mit dabei. Oder noch besser, es wird der Besitzerin geraten den Welpen noch MEHR auszulasten, damit er richtig müde wird. Aber kaum einer fragt WARUM dieser Welpe dieses Verhalten überhaupt zeigt.
Doch wer sich mit Welpen auskennt, weiß nach müde kommt blöd. Ist nicht anders wie bei vielen Kindern.

Wenn der Welpe dann “drüber” ist und gar nicht mehr anders kann als abzudrehen, wird er dann auf Facebookrat hin auch noch angespritzt oder damit alleine gelassen….

Meistens ist weniger doch mehr. Das gilt für alle Hunde, aber besonders für Welpen. Man sollte mal drüber nachdenken.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Start in die neue Woche.

Macht was draus

Herzlichst eure Katharina.