Grundbedürfnisse des Malinois

Grundbedürfnisse des Malinois

In den letzten beiden Beiträgen haben wir darüber geschrieben, dass ein Malinois dessen Grundbedürfnisse erfüllt sind, keiner Auslastung in Form von müde machen braucht, um ein entspannter Begleiter im Alltag zu sein.
Doch welche Grundbedürfnisse hat ein Malinois oder Hunde im Allgemeinen?
Wenn du jetzt an Fressen, Spazieren gehen und Toben denkst, liegst du leider nicht ganz richtig. Diese Sachen sind dem Hund wichtig, aber nicht essenziell für seine Balance und Zufriedenheit.
Die 3 essentiellen, emotionalen Grundbedürfnisse des Hundes (und auch des Menschen)
Stimulanz
Im Stimulanz System geht es um das emotionale Streben nach Neugier, Freude das Erleben von Neuem und natürlich auch Risiko. Das Erleben neuer Reize und Erfahrungen/Erkenntnisse ist nicht nur für Menschen wichtig. Auch Hunde haben ein natürliches Erkundungsverhalten, welchem sie nachkommen möchten. Abwechslung und Herausforderungen lassen Hundeherzen höher schlagen und wenn diese noch gemeinsam mit ihren Menschen bewältigt werden können, dann bindet dies extrem aneinander. Weshalb auch Angebote wie Tough Hunter boomen.
Über sich hinauszuwachsen, eigene Unsicherheiten zu überwinden und eine schwierige Situation selbst lösen zu können, gibt Selbstvertrauen und verbessert die Beziehung zum Halter.
Geht man immer dieselbe Gassi Runde, hat stets den gleichen Tagesablauf, dann ist das prima für die Sicherheit des Hundes, allerdings erzeugt es dauerhafte Langweile und Stress im System des Hundes. Auch immer ein Leckerchen zu erhalten wenn man kommt, ist irgendwann berechenbar und deshalb langweilig für den Hund.
Tatsächlich steigert es die Motivation von Hunden, wenn eine erhoffte Belohnung ausbleibt und der Hund neue Wege suchen muss, die Aufgabe trotzdem zu bewältigen. Hier ist es wichtig zu erkennen, was für ein Typ mein Hund ist und in welchem Bereich er wie stark gelagert ist, um eine Unter- aber auch Überforderung im Alltag zu vermeiden.
Dominanz
Ich verwende auch gern das Wort Selbstwirksamkeit dafür.
Das limbische System der Dominanz strebt nach Durchsetzung der eigenen Interessen. Das Streben nach Macht, einem besseren Status und die Verwaltung von Ressourcen.
Hunde die in diesem Bereich gelagert sind treffen gerne Entscheidungen und haben sie diese einmal getroffen, lassen sie sich nur schwer davon abbringen, ihre Ideen auch in die Tat umzusetzen.
Oft werden solche Hunde als dickköpfig und stur bezeichnet. Denn wenn sie etwas wollen, zum Beispiel in eine andere Richtung, dann setzen sie sich einfach hin und sind nicht mehr zu bewegen.
Sie erreichen ihre Ziele meistens durch stoische Gelassenheit und Beharrlichkeit. Aggression zeigen sie eher selten und haben dies meistens auch gar nicht nötig. Ein Blick, eine gute Platzierung im Raum, mehr braucht es nicht, um Artgenossen klar zu machen was Sache ist.
Hunde, die in diesem System gelagert sind, lassen sich ungern selbst bewegen, bewegen aber gerne andere. Sei es Mensch oder Hund. Sie diskutieren gerne und stellen ihren Menschen nahezu täglich in Frage, wenn dieser nicht absolut authentisch und glaubwürdig führen kann. Körperlichkeit und sie unter Druck zu etwas zwingen funktioniert nicht.
Bei diesen Hunden muss man von seinem Ego herunterkommen und genauso souverän und beharrlich bleiben, damit dieser Hund freiwillig Ressourcen abgibt, Sicherheit erlebt und folgen kann.
Sicherheit
Jeder Hund besitzt, im Gegensatz zur Stimulanz einen starken Wunsch nach Sicherheit. Darunter versteht man das Streben nach Schutz, Stabilität, Gewohnheit aber auch Vertrauen.
Der Urtrieb des Überlebens ist hier am tiefsten verankert, denn an diesem Emotionssystem hängt seit Urzeiten ihre Existenz.
Gerade bei Straßenhunden sitzt es tief.
Es war schon immer oberste Priorität sich vor Gefahren zu schützen und den persönlichen Sicherheitsfaktor hoch genug zu halten, um überleben zu können. Sieht man sich einer Gefahr oder Unsicherheit zu stark ausgeliefert, beginnen sämtliche Alarmglocken der biologischen Überlebensmechanismen zu läuten und man befindet sich in einem mentalen, emotionalen und somit auch körperlichen Stresszustand.
Hunde mit einem stärker ausgeprägten Grundbedürfnis nach Sicherheit, versuchen Risiken und Veränderungen eher zu vermeiden. Es werden im Gegensatz zu den „Stimulanzlern“ gezielte Gewohnheiten und Routinen aufgebaut und beibehalten. Bewahren und beschützen steht hier anstatt Risiko auf der Tagesordnung. Innere und äußere Stabilität sind hier die Basis für gute Gefühle.
Hund, die in diesem Bereich gelagert sind, meiden Hundebegegnungen und laufen gerne einen großen Bogen. Verbellen diese meist schon von Weitem, damit klar ist, dass sie auf keinen Fall eine Konfrontation wünschen. Fremde Hunde sind in erster Linie ein Risiko verletzt zu werden und Konkurrenz. Wo der Stimulanz Typ gern mal das Risiko sucht und eine neue Herausforderung sieht, der Dominanz Typ gern mal testet wo er den steht, will der Sicherheitstyp nur seine Ruhe und ja keinen Stress.
Fazit
Wenn ich jetzt weiß, in welchem Bereich mein Hund angesiedelt ist und wie er denn so tickt, dann kann ich auch besser auf ihn eingehen, mit ihm bestimmte Situationen gezielter üben, oder ihm durch die Strukturierung des Alltags und des Umgangs miteinander mehr Sicherheit geben.
Und wenn ich weiß, das Problemverhalten eines Hundes entsteht, weil eines seiner Grundbedürfnisse nicht gedeckt ist, wie sinnvoll erscheint es dann den Hund zu maßregeln oder ihn mit Futter abzulenken?
Wo ist der Anfang von diesem Verhalten und wie sehr spiele ich als Mensch eine Rolle darin? Wie gehe ich mit meinem Hund um, dass er sich gezwungen fühlt so zu agieren?
Kein Hund hat Spaß an übertriebener Aggression, auch ein Malinois nicht. Hunde sind von Natur aus darauf programmiert ernsthafte Auseinandersetzungen zu vermeiden und kämpfen nur im höchsten Notfall. Auch Zuchtselektion löscht nicht das limbische System im Gehirn, was selbst in einem Pantoffeltierchen steckt, welches genau die gleichen emotionalen Grundbedürfnisse hat wie wir und der Hund.
In diesem Sinne, bringt es den ein oder anderen vielleicht etwas zum Nachdenken.