Hund in der Hundeschule

…als soziales Wesen

 

Ihr habt es bestimmt schon bemerkt.

Heute ist Tag des Hundes. Überall auf Facebook werden Fotos gepostet und Gedichte für unsere vierbeinigen Freund.

 

Er wird jeden Tag mit Zuneigung überschüttet, bekommt immer besseres Futter, wird immer mehr erforscht und ja geradezu vergöttert.

 

Der Hund, der bessere Mensch?!

Doch was will ein Hund wirklich?

 

Welche sozialen Bedürfnisse hat er?

 

Ist es ok einen Hund acht Stunden alleine Zuhause zu lassen, denn er schläft ja eh?

 

Braucht ein Hund wirklich all den Zirkus und Hype der um ihn veranstaltet wird?

 

Warum gibt es immer mehr Erziehungsmethoden, aber immer weniger echte Beziehungen zwischen Hund und Mensch?

 

Waren die Hunde vor 20 Jahren unglücklich, weil es damals kein Clickertraining gab?

 

Meiner Meinung nach hatten wir früher glücklichere Hunde als heute.

 

Ich habe als Kind die Sommerferien immer auf dem Bauernhof von meiner Oma ihrer Schwester verbracht. Dort gab es kein Hundefutter, kein Gassi gehen und keine Leckerli.

 

Die Hunde wurden auch nicht erzogen, dafür hat man doch gar nicht die Zeit. Und doch hat jeder Hund seinen Job. Der Schäferhund bewachte den Hof und half die Rinder auf die Koppel zu treiben, der kleine Pinscher Mix war auch Alarmanlage und hielt den Hof Rattenfrei.

 

Die Hunde kamen zum Streicheln, lebten mitten drin, waren überall dabei und kamen immer wenn man sie rief.

 

Suspekt oder?

 

Heute verkommt der Hund immer mehr zur Konditionierungsmaschine.

 

Einen Hundehalter wird in der Hundeschule als allererstes gezeigt, wie er seinem Welpen “Sitz” beibringt.
Aber nicht in welchem Weltbild er lebt und wie man sich sein Vertrauen und seinen Respekt erarbeitet.
Die Grundbausteine für eine gesunde Beziehung!

 

Ein Beispiel das die Sache veranschaulichen soll, hab ich von Anita Balser gehört:

” Stell dir vor du bist drei Jahre alt und hat das erste Mal geschafft auf Töpfchen zu gehen.
Deine Eltern sind außer sich vor Freude, klatschen und freuen sich wie blöd. Und du fühlst Dich unheimlich stolz und gut.

Jetzt stell Dir vor du bist inzwischen 8 Jahre alt, kommst aus dem Klo und deine Eltern rasten völlig aus vor Freude klatschen und geben Dir ein Bonbon!

 

Wie fühlst Du Dich?

 

Richtig. Du denkst deine Eltern haben ein an der Klatsche!”

 

Willkommen im tagtäglichen Leben eines Hundes.

 

Versteht mich nicht falsch.

Ich mach mich für meinen Welpen und Hunde die noch lernen gern zum Affen.

 

Aber mein Elfjähriger Rüde muss auch ohne Tam Tam kommen wenn ich ihn ruf. Das fordere ich irgendwann einfach ein.

 

Wenn ein Hund fortlaufend für Dinge gelobt wird, die für ihn zum Automatismus geworden sind, also ablaufen ohne das er sich dessen bewusst ist, (und das ist ja das Ziel einer Konditionierung) muss er seinen Besitzer zwangsläufig für nicht ernst zu nehmende Idioten halten.

Das geht gar nicht anders.

 

Die Folge davon ist, dein Hund findet alles andere interessanter als Dich!

 

Ein Hund ist ein soziales Wesen und ich spreche ihm aus Erfahrung mehr Intelligenz zu als die Verknüpfung von Verhaltensketten.

Und der Erfolg gibt mir Recht!

 

Ich will keine konditionierten Roboter, ich respektiere die Natur meines Hundes, vermenschliche und instrumentalisiere ihn nicht.

Ich traue ihm zu eigene Entscheidungen zu treffen, sowie das er es versteht wenn ich ihm liebevoll und fair Grenzen aufzeige.
Ich weiß er wird den Rahmen den er bekommt dankbar annehmen und sich lustvoll darin frei bewegen.

Achja Sitz, Platz, Fuß lernt er ganz nebenbei.

 

Der Mensch hat den natürlichen, intuitiven Umgang mit dem Hund verlernt.

Die wenigsten Besitzer vertrauen ihrem Hund. Warum soll der Hund Ihnen vertrauen?

Es ist wie in jeder Beziehung ein Nehmen und Geben.
Die meisten Menschen nehmen aber nur.

 

Respekt und Vertrauen seines Hundes muss man sich verdienen.

Die kann man nicht mit Leckereien kaufen.

 

Deshalb mein Appell zum Tag des Hundes:
Respektiert seine Natur oder wie Martha Scott sagte: “Macht nicht den Fehler und behandelt eure Hunde wie Menschen, sonst behandeln sie euch wie Hunde.”