Von verhaltensauffälligen Hunden…
…. und dem Weg ins Leben.
Du liebst deinen Hund?
Meistens, zumindest im Haus?
Denn draussen rastet er völlig aus, sobald er einen anderen Hund sieht oder einen fremden Menschen. Oder einen Jogger. An seinen schlechten Tagen reicht schon ein Blatt das ihn streift?
Hattest du dir das Leben mit deinem Hund nicht schön und einfach vorgestellt?
Doch die Realität stresst dich?
Problemhunde, die ihren Halter an die Grenzen bringen sind eine Herzensangelegenheit von mir.
Deshalb hier ein kleiner Leitfaden aus meiner Arbeit mit den Besitzern von verhaltensorginellen Hunden.
Die meisten meiner Kunden haben bevor sie zu mir kommen schon eine lange Leidensweg hinter sich.
Oft glauben sie nicht mehr an eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihrer Beziehung zum Hund.
Ihre Einstellung ist durchweg negativ und sie schildern mir alle schweren und negativen Geschichten, die sie belasten. Das ist auch verständlich und oft hilft es sich manche Dinge von der Seele zu reden.
Jedoch ist Vorsicht geboten.
Denn desto mehr ich mir Gedanken über die schlechte, schwierige Situation mit meinem Hund mache, desto mehr Raum und Macht gebe ich Ihnen!
Es ist wie mit einem Glas Wasser welches ich in der Hand halte. Die ersten paar Minuten ist es leicht und ich halte es problemlos, doch mit der Zeit wird es immer schwerer und schwerer bis mein Arm schmerzt, taub wird und ich das Glas fallen lassen muss.
Da es mir nicht mögich war das Glas zu halten, sehe ich mich als schwach an.
So geht es vielen Hundehaltern mit Problemhunden.
Sie versuchen das Glas (ihre Probleme mit dem Hund) so lange alleine zu halten (arbeiten allein am Problem) bis ihnen die Kraft aus geht und ihnen das Glas aus der Hand fällt (das Verhalten des Hundes entgleist).
Die Folge davon können Versagensängste, Frustration, Hilflosigkeit oder Resignation sein. Bis hin zur Angst mit dem Hund überhaupt vor die Tür zu gehen.
Der Traum vom Hund wird immer mehr zu Belastung.
Das Erste was der Halter bei mir lernt ist seinen Fokus zu verändern.
Dabei stelle ich Fragen wie:
Was macht dir noch Spaß an deinem Hund? Nenne mir einen Situation, in der du dich deinem Hund sehr verbunden gefühlt hast.
Was lief den heute gut mit deinem Hund?
Akzeptanz
Der nächste Schritt ist die Akzeptanz seines Hundes so wie er ist.
Zu akzeptieren, dass der eigene Hund Macken hat heißt nicht das man diese gut zu finden hat.
Akzeptanz ist völlig wertfei:
“Ja mein Hund hasst gerade seine Aussenwelt, ich arbeite dran. Momentan ist dies aber ok so.”
Sobald der Halter aufhört gegen das Problem seines Hundes innerlich anzukämpfen, entspannt er sich sichtlich und das widerum entspannt den Hund.
Sein Besitzer hat den Stautus quo akzeptiert und ist somit aus der gemeinsamen Spirale von Frust und Aggression ausgestiegen.
Bereitschaft zur Veränderung
Nur das Akzeptanz alleine nicht ausreicht. Man muss was verändern wollen.
Das ist ein ganz entscheidener Punkt in der Problemhundtheraphie.
Der Halter muss eine Bereitschaft besitzen, seinen Status quo zu ändern. Hat er dies nicht ist alles Liebes und Trainermühe vergebens.
Des weiteren sollte der Halter sich im Klaren sein, was er sich von seinemm Hund wünscht.
Wie sieht sein Traum vom Hund aus? Was ist ihm wichtig? Was weniger?
Der Glaube an sich selbst
“Wir schaffen das!”, habe ich einer Kundin mal geschrieben, die mir darauf antwortete: “Woher willst du das wissen?”
Ich würden von meinem Kunden nie Versprechungen machen, wenn ich nicht sicher wäre das meine Kompetenz dem Mensch-Hund Team dienen würde.
Sollte die Problematik meine Kompetenzen überschreiten, bin ich eine der wenigen Hundetrainer die gerne und gleich zu einem Spezialisten auf dem Gebiet überweisen und dem Team alles Gute wünschen.
Noch wichtiger ist es dem Halter zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen, so dass er wieder einen Glauben in seine eigenen Fähigkeiten entwickelt. Dafür verwende ich gerne meine Schulhunde. Als Trainer hat man die Aufgabe seine Kunden zu bestärken und nicht sie klein zu halten.
Hüten sollte man sich allerdings von Hundeschulen bei denen es kaum voran geht und die ihren Kunden noch Zucker über die Probleme streuen. Das hat nur den Effekt den zahlenden Kunden so lang als möglich zu halten. Das Geld steht im Vordergrund und nicht die Hilfe für den Halter.
Um also mit seinem Hund erfolgreich trainieren zu können braucht der Halter eine gesunde Balance zwischen dem Glauben an sich selbst und dem Wissen um seine Inkompetenz. Erst dann kann seine Persönlichkeit mit seinem Hund wachsen und der kann Gewohnheiten im Umgang mit seinem Hund ändern.
Gewohnheiten und Bewusstsein
Eine Gewohnheit wäre zum Beispiel beim Anblick eines fremden Hundes das Tempo zu verringern und die Leine zu straffen. Der erste Schritt diese Gewohnheit abzulegen ist sich ihrer bewusst zu werden: “Ah jetzt verkrampfe ich mich wieder. Sehr schön,ich habe es bemerkt.”
Es ist sehr wertvoll auf sich und seine Gewohnheiten zu achten. Überhaupt empfehle ich einmal die Woche einen Bewusstseins – Spaziergang mit seinem Hund zu machen.
Bewusst zu fühlen: das Gras unter den nackten Füßen, sie Sonne auf der Haut, das Fell seines Vierbeiners mal ganz bewusst zu streicheln. Wie fühlt es sich an? Und gut als Antwort zählt nicht.
Bewusst zu hören: das Zwitschern der Vögel, das Plätschern des Bachs, die Atmung des Hundes, seine eigene Atmung.
Bewusst zu riechen: das nasse Gras, das frische Heu auf den gemähten Wiesen…
So leben Hunde: jetzt – bewusst- für den Augenblick! Schön nicht wahr? Wir können das auch. Es bedarf nur etwas Übung bewusst auf unsere Sinne, Gefühle sowie Gedanken zu achten.
Training
Ein weiteres Puzzlestück in Richtung Glück mit dem Hund ist das Training am Problemverhalten. Die Methode reichen da von/bis. Egal für welchen Weg man sich entschiedet, er sollte für den Hundehalter machbar sein und abseits jeder Tierschutzrelevanz liegen.
Durchhaltevermögen
So ein Training mit einem problematischen Hund verlangt Durchhaltevermögen. Es gibt immer wieder Situationen die einem im Training zurück werfen, denn das ist das Leben.
Und deshalb sind Durchhänger erlaubt. Ich rate dazu an einem schlechten Tag den Hund einfach an der Leine zu lassen und rauszufahren um in der Einsamkeit spazieren zu gehen. Wenn ein Halter allgemein Schwierigkeiten mit dem Durchhalten hat, sollte er sich einen Tag der Woche auswählen an denen er nichts mit dem Hund tut oder einen Gartentag einlegen. Der Hund stribt nicht davon – versprochen!
Weiterhin ist es sinnvoll sich Teilziele zu setzen und diese zu feiern.
“Dein Hund rastet immer noch bei Hunden aus, lässt aber nun die Jogger links liegen. Super! Feier das. Ein Teilziel ist erreicht. Streich den Jogger von deiner Zieleliste und belohne dich mit etwas was du schon immer tun oder haben wolltest ”
Das Wichtigeste ist das der Halter motiviert bleibt das Verhalten seines Hundes verbessern zu wollen. Es ist sinnvoll ab und an die Checkliste durchzugehen:
Akzeptiere ich meinen inzwischen veränderten Status quo?
Gehe ich bewusst mit mir und meinem Hund um? Glaube ich an mich und meinen Hund?
Gönne ich mir Pausen? Feier ich Teilziele?
Und zum Schluß der letzte wichtigste Punkt:
Das Verhalten deines Hundes ist die Chance in deiner
Persönlichkeit zu wachsen und deine Kompetenzen zu erweitern.
Ich wäre lange nicht da wo ich heute bin, hätten mich meine Hunde und äussere Umstände nicht dazu gezwungen.
Du wirst dich selbst und deinen Hund auf diesem Weg besser kennenlernen. Ihr werdet gemeinsam Aufgaben und Situationen meistern und eure Beziehung zueinander wird wachsen.
Es lohnt sich also aufzubrechen in ein neues Miteinander ohne Stress und Frust.
Der Weg ist das Ziel!
Geniesse ihn, bewusst, du wirst am Ende feststellen dass das was du jetzt als Strafe ansiehst in Wahrheit ein kostbares Geschenk war.
Denn wir Menschen brauchen manchmal Krisen um etwas in unserem Leben zu verändern.
Jeder hat den Hund den er braucht um zu wachsen. So toll sind Hunde, dafür sind sie zu uns gekommen.
Denn in der Natur steht nichts still. Alles bewegt und entwickelt sich.
Wann ziehst du los?
Foto von: Heloise Hierlemann “Chantre”